Wie kommt das schnelle Glasfaser-Internet vom Keller bis ins Büro oder ins Homeoffice? Wenn im Gebäude noch kein Glasfasernetz vorhanden ist und WLAN keine Alternative darstellt, muss eine andere Lösung her. Wie gut funktioniert Glasfaser-Internet über eine vorhandene Telefonverkabelung?
Keine Seltenheit in deutschen Gebäuden: Das Glasfasernetz vor Ort ist ausgebaut, der Glasfaser-Anschluss im Gebäudekeller ist geschaltet. Doch die Leitung reicht nicht bis zur Büroetage oder dem Raum, in dem sich der Router befindet. Genau dort möchten Sie aber das schnelle Internet nutzen. Im Folgenden lesen Sie, welche Möglichkeiten Sie in solchen Fällen haben.
Glasfaser über Telefon-Dose: Ist das möglich?
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Kabel-Internet: Die Glasfaser führt in den Keller des Gebäudes zum sogenannten Hausübergabepunkt (HÜP). Von dort werden Wohnungen und Büros über den Kabelanschluss für das Kabelfernsehen mit Internet versorgt. Je nach Anbindung teilen sich dabei Kabelfernsehen, Telefon und Internet ein gemeinsames Kabel. Das hierfür verwendete Koaxialkabel bringt Internet mit bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) zu den Kund:innen.
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Fiber-to-the-Curb (FTTC): Die Glasfaser-Leitung reicht bis zum nächsten Verteilerkasten am „Bordstein“ (englisch: Curb). Von dort gehen die Internet-Daten über die vorhandene Telefonleitung in die einzelnen Gebäude zu den Kund:innen. Diese Technik kommt beim VDSL-Anschluss zum Einsatz. Datenübertragungsraten von bis zu 250 Mbit/s sind möglich, je nach Entfernung zum Verteilerkasten.
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Fiber-to-the-Building (FTTB): Die Glasfaser reicht bis ins Gebäude, meist bis in den Keller. Von dort muss das Internet dann auf anderen Wegen zu den einzelnen Gebäudeetagen weitergeleitet werden, beispielsweise über Kupferkabel. Dabei ist eine Datenrate von bis zu 1.000 Mbit/s erreichbar.
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Fiber-to-the-Home (FTTH): Die Glasfaser reicht bei Privatkund:innen bis in die Wohnung. Im Unterschied zu FTTB gibt es also noch eine weiterreichende Glasfaser-Verkabelung vom Keller oder Hausanschlussraum bis auf die Wohnetage und in die dortige Wohnung.
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Fiber-to-the-Office (FTTO): Die Glasfaser reicht von der Vermittlungsstelle bis in die Büroeinheit. FTTO für Geschäftskunden entspricht somit FTTH als Privatkundenprodukt. Die beiden Begriffe werden daher oft auch synonym verwendet. Die Verteilung des Signals innerhalb der Räume und an die Arbeitsplätze findet über Gigabit-Ethernet oder WLAN statt. Mit FTTO sind Internet-Geschwindigkeiten pro Anschluss von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) erreichbar.
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Fiber-to-the-Desk (FTTD): Die Glasfaser reicht von der Vermittlungsstelle bis zum Arbeitsplatz oder Schreibtisch (englisch: Desk). Über FTTD sind Geschwindigkeiten von bis zu 10 Gbit/s an einem einzelnen Arbeitsplatz möglich. Das entspricht 10.000 Mbit/s.
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Internet via Mobilfunk: Das Gebäude wird per Funk vom nächsten Mobilfunkmast mit schnellem Internet versorgt. Über einen 4G|LTE- oder 5G-Router wie den Vodafone Gigacube wird das Internet dann innerhalb des Gebäudes per LAN oder WLAN weiterverteilt. Mit 5G sind bis zu 300 Mbit/s im Download möglich. Im 4G|LTE-Netz liefert der Router bis 50 Mbit/s.
Installation und Einrichtung: Internes Telefonnetz für das Internet nutzen
Beste Variante: 8-adrige Sternverkabelung
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Sie verbinden den ONT per Glasfaser-Kabel mit einem Router mit Glasfaser-Eingang, beispielsweise eine FRITZ!Box 5530 oder 5690. Alternativ können Sie einen Router ohne Glasfaser-Anschluss mit dem WAN-Port des ONT verbinden, sofern ein solcher Port vorhanden ist.
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Auf diesem Router richten Sie ein LAN (Local Area Network) ein.
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Die Telefon-Dosen im Keller und in den Büroräumen ersetzen Sie durch Ethernet-Dosen nach Ethernet-Standard Cat5/5e.
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Anschließend verbinden Sie die Ethernet-Anschlüsse des Routers über die so geschaffenen Ethernet-Verbindungen mit den Telefonleitungen zu den einzelnen Büros.
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Sie bauen nur eine Telefonleitung auf Ethernet um und verbinden diese mit dem WAN-Anschluss des Routers.
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Im entsprechenden Büro stellen Sie einen Router auf, den Sie per WAN an die umgebaute Telefon-Dose anschließen.
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Von dort verteilen Sie das Internet-Signal über Ethernet oder WLAN in die anderen Büroräume.
Ältere 2-adrige Telefonverkabelung
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Sie bauen eine einzelne analoge Telefonleitung zur WAN-Leitung um (Zweckentfremdung). WAN benötigt lediglich zwei Adern.
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Im entsprechenden Büro stellen Sie Ihren Router auf, den Sie über diese WAN-Verbindung mit dem ONT verbinden.
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Danach verteilen Sie von diesem Büro aus das Internet weiter über Ethernet oder WLAN.
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Zuerst schließen Sie den Router an den ONT an, verbinden einen Powerline- oder G.hn-Adapter mit dem Router und verbinden den Adapter dann mit dem Telefon-Anschluss.
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Im jeweiligen Büro schließen Sie einen weiteren Powerline- oder G.hn-Adapter an die Telefon-Buchse an und erhalten somit dort je nach Adapter-Typ Internet über Ethernet oder WLAN
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Die Adapter benötigen in der Regel sogenannte RJ-11-Buchsen an den Telefon-Dosen. Falls Sie lediglich analoge TAE-Dosen an Ihren Telefon-Anschlüssen haben, müssen Sie nun noch entsprechende Zwischenstecker RJ11-auf-TAE anbringen oder die Verkabelung der Telefone ändern.
Vor- und Nachteile von Internet über die Telefon-Dose
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Sie können Internet auch dort nachträglich per Kabel bis an den Arbeitsplatz bringen, wo eine zusätzliche Verkabelung derzeit nicht möglich oder von den Hauseigentümer:innen nicht gewünscht ist.
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Gerade über größere Distanzen kann die Installation von Internet über die Telefon-Dose wirtschaftlicher sein als eine komplette Neuverkabelung. Das gilt besonders, wenn keine Leerrohre oder Aufzugschächte für eine einfache nachträgliche Verkabelung vorhanden sind.
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Je nach gewählter Variante liegen die tatsächlich erreichbaren Internet-Bandbreiten deutlich unter denen einer durchgehenden Glasfaser-Verkabelung bis an den Arbeitsplatz. Mit Ethernet über Telefonleitung sind bis zu 1.000 Mbit/s erreichbar – je nach Umgebungsbedingungen aber auch nur 100 Mbit/s.
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Einige der vorgestellten Lösungen sind sehr komplex. Dabei müssen Sie Komponenten verschiedener Hersteller koppeln. Bei einer Störung oder einer schlechten Verbindung ist oft schwer ersichtlich, wo die Ursache liegt.
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Ein Telefonkabel als Ersatz für ein Ethernet-Kabel ist technisch deutlich schlechter abgeschirmt gegenüber Störeinflüssen von außen oder aus dem Gebäude selbst. Welche Datenrate vor Ort in der Praxis erreichbar ist, lässt sich auch nicht vorhersagen.
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Die spätere Aufrüstung des 8-adrigen Telefonkabels auf leistungsfähigeres Ethernet Cat6 ist nicht möglich. Hierfür reichen die Signalqualität und die Schirmung von Telefonadern in der Regel nicht aus.
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Systeme wie Powerline und G.hn müssen sorgfältig gegen andere hochfrequente Netze wie WLAN abgeschirmt sein. Sonst können sie sich im ungünstigsten Fall gegenseitig stören und ausbremsen.
Glasfaser über die Telefon-Dose: Das Wichtigste in Kürze
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Je nach gewählter Erschließungsart reichen Glasfaser-Anschlüsse bis zu den Arbeitsplätzen (Fiber-to-the-Desk) oder bis in die Wohnung (Fiber-to-the-Home) oder sie enden im Keller oder Hausanschlussraum (Fiber-to-the-Building). Im letzten Fall müssen Sie die Internet-Daten von dort weiterführen bis in die einzelnen Büros.
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In vielen Gebäuden können Sie für den Transport von Internet-Daten vorhandene Telefonleitungen nutzen. Doch für Internet über die Telefon-Dose gelten einige Voraussetzungen.
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Bestehende Telefoninstallationen sind sehr unterschiedlich. Die Bandbreite reicht von einfacher 2-Adern-Verkabelung für analoge Anschlüsse bis hin zu 8-adrigen Kabeln.
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Die erreichbaren Bandbreiten von Internet über die Telefon-Dose liegen in der Regel deutlich unter denen einer durchgehenden Glasfaser-Verkabelung im gesamten Gebäude.
Quelle:
https://www.vodafone.de/business/blog/glasfaser-ueber-telefondose-20682/