Internet of Things in der Praxis – Beispiele aus Industrie, Handel und Co.

Das Internet of Things (IoT) ist längst keine visionäre Idee mehr, sondern fester Bestandsteil von Optimierungsprozessen innovativer Unternehmen. Vernetzte Maschinen sowie automatisierte Steuerungs- und Analysesysteme ermöglichen nicht nur in der Herstellung effizientere Prozesse. Auch für die Logistik, den Handel und Endkunden bietet die Vernetzung vielfältige Chancen. Wie die Möglichkeiten aktuell bereits genutzt werden, zeigen unsere Unternehmensbeispiele aus verschiedenen Branchen.

Feinschneideanlagen für die Automobilindustrie, vernetzte Reinigungsmaschinen, vernetzte POS-Verkaufsautomaten, effiziente Gebäudeklimatisierung und einiges mehr: Unsere Hands-on-Praxisbeispiele zeigen, welchen Mehrwert das Internet der Dinge (IoT) und des Industrial Internet of Things (IIoT) in vielen Bereichen der Wirtschaft schon jetzt leistet und in Zukunft leisten wird. Außerdem erklären wir Ihnen, wie intelligentes Gebäudemanagement funktioniert, gehen auf sogenannte Smart Grids ein und beschäftigen uns mit Themen wie intelligenter Patientenüberwachung sowie Wohnkonzepten für ältere und hilfsbedürftige Personen.

Die Basis für all diese Anwendungsbeispiele sind ein jeweils eigenes Konzept zur intelligenten Gerätevernetzung, IoT-Plattformen und die passende Konnektivität. Und dank eines der leistungsstärksten Mobilfunknetze, das auch weltweite Kommunikation und auf Basis von 5G sogar in Echtzeit ermöglicht, sind derartige Szenarien weder auf ortsgebundene Verkabelung, noch auf vorhandene WLANs beschränkt.

Feintool: Produktionssteigerung durch proaktive Wartungsempfehlung

Das Technologieunternehmen Feintool aus der Schweiz stellt Feinschneideanlagen für die Automobilindustrie her. Und hat diese automatisch vernetzt, um Wartungsbedarf frühzeitig zu erkennen und Ausfallkosten zu vermeiden. Der Zustand und die Leistung sämtlicher Anlagen werden kontinuierlich überwacht. Sensoren an den Maschinen erfassen umfangreiche Geräteinformationen, die für die Funktionalität der Anlage und den reibungslosen Produktionsablauf relevant sind. Frühzeitig erkennt das System potentielle Fehlerquellen und weist über ein Maintenance Dashboard auf absehbare, notwendige Eingriffe hin.

Ergebnis: Durch die proaktiven Wartungsempfehlungen können Störfaktoren behoben werden, bevor es zu Anlagenausfällen kommen. Das spart Betriebskosten und steigert die Produktivität.

 

Kärcher: Effizienz durch intelligente Gerätesteuerung und -Überwachung

Nach seinen vernetzten Reinigungsmaschinen setzt Kärcher nun auch auf Effizienzsteigerung weiterer intelligenter Geräte. Ein Hightech-Wasserspender ist der WPD nicht nur wegen seiner patentierten Filtertechnologie, sondern vor allem durch sein intelligentes Steuerungs- und Überwachungssystem. Der Kärcher Fleet Service ermöglicht durch die IoT-Lösung eine direkte Kontrolle des konfigurierbaren Wasserspenders am PC oder auf dem Tablet. Sämtliche Daten des Gerätes werden erfasst und es informiert über bevorstehende Instandhaltungsmaßnahmen.

Ergebnis: Zusätzliche Wartungseinsätze werden somit vermieden und Kosten gespart.

SAP: Vernetzte Verkaufsautomaten bieten kundenorientierten Service

Wie IoT im Handel zu höherer Kundenzufriedenheit, Produkt- und Transportverbesserung beitragen kann, wird bei Verkaufsautomaten deutlich. Software-Spezialist SAP und Vodafone machen diesen künftig intelligent. Sensoren an der „Smart Vending Machine” liefern umfangreiche Daten, unter anderem zur Kühltemperatur und Nutzungshäufigkeit des Gerätes. Abverkäufe können so aus der Ferne eingesehen werden, um die Lieferkette zu optimieren. Dem registrierten Kunden können personalisierte Angebote über die Hightech-Snackbar ausgespielt werden – Erkennung und Bezahlung erfolgt via Smartphone. Die Verarbeitung erfolgt in Echtzeit und Muster oder Auffälligkeiten werden automatisiert untersucht.

Ergebnis: Die Trendprognosen dieser Big Data Analyse ermöglichen eine gezieltere Warenbestands- und Transportplanung, verringern Anlagenausfälle und schaffen eine Basis zur kundenorientierten Optimierung des Angebots.

Recogizer: Energiebedarf von Einrichtungen und Maschinen kontrollieren

Wie sich die Energieeffizienz von Gebäuden und Anlagen mittels IoT-Lösungen steigern lässt, zeigt Recogizer mit seinem datengestützten energyControl-System. Auf Grundlagen von Verfahren für künstliche Intelligenz trifft das Tool präzise Prognosen zum individuellen Energiebedarf von Einrichtungen und Maschinen. Dazu werden Messdaten sämtlicher Komponenten des HLK-Systems (Heizung, Lüftung, Klima) sowie Stammdaten des Gebäudes erfasst und mit externen Faktoren kombiniert. Die Software erstellt daraus mittels Algorithmen einen Energiebedarfstrend für die nächsten Stunden und reguliert das HLK-System.

Ergebnis: Mit Hilfe des automatisierten Systems lassen sich bis zu 30 Prozent der Energiekosten im Jahr einsparen, Ressourcen schonen, Betriebskosten verringern während die Sicherheit und Transparenz steigt.

 

Wohnen 4.0: Das Wohnumfeld von morgen ist vollvernetzt zum Wohle der Menschen

Kein Zweifel: Unsere Gesellschaft wird im Durchschnitt immer älter. Dem sollte auch die verfügbare Technologie Rechnung tragen, indem sie sich auf rückläufige geistige und körperliche Fähigkeiten von Menschen in ihrem gewohnten Wohnumfeld einstellt. Wo früher noch die Einweisung in ein Pflegeheim fast schon unvermeidlich war, hilft demnächst schon moderne IoT-Technologie dabei, Unfälle zu vermeiden und alltägliche Verrichtungen so komfortabel und einfach wie möglich zu machen.

Im Bremen Ambient Assisted Living Lab (BAALL) beispielsweise gibt es Waschbecken, die automatisch oder manuell ihre Höhe verändern können, smarte Rollstühle und vor allem jede Menge Sensoren und Aktoren, die intelligent miteinander vernetzt sind. Das besondere Risiko, das bei älteren Menschen durch Stürze gegeben ist, wird durch Sensoren im Boden so abgefangen, dass automatisch Angehörige oder ein Pflegedienst alarmiert werden. Außerdem öffnen sich Schranktüren automatisch und der Herd ist so gesichert, dass versehentlich nicht ausgeschaltete Herdplatten kein Problem mehr darstellen. Der Clou hierbei: Alles kann, nichts muss. So können ältere Personen demnächst in Wohnungen einziehen, die sie dann nach und nach „smart” aufrüsten, je nachdem, wie es ihren aktuellen Lebensumständen entspricht. Auch bestehender Wohnraum lässt sich nach und nach aufrüsten.

Ergebnis: Ältere und pflegebedürftige Menschen profitieren enorm von einem Wohnumfeld, das sich ihren Bedürfnissen anpasst und das auf Schwierigkeiten geeignet reagiert. Das entlastet nicht nur Angehörige, sondern bietet auch neue Geschäftsfelder für IT-Ausstatter:innen, inspiriert Architekt:innen und macht unsere Gesellschaft ein Stück lebenswerter.

Paketverfolgung, Smart Grids und automatische Bestellsysteme im IIoT

Neben den genannten Beispielen gibt es weitere spannende Anwendungsfälle im Internet der Dinge. Einige davon stellen wir Ihnen hier exemplarisch vor:

  • Versicherungen: Schon länger gibt es eine App der Württembergischen Versicherung, die junge Fahrer:innen zu vorsichtiger Fahrweise ermuntert. Als Belohnung winken Rabatte auf die Versicherungsprämie. Außerdem gibt es schon jetzt Vorsorgeprogramme, in deren Rahmen beispielsweise Träger:innen von Fitnessarmbändern ebenfalls Rabatte und bessere Konditionen auf Lebensversicherungen erhalten.
  • Facility Management: Neben Smart Buildings, in denen Sensoren für ein effizienteres Energiemanagement sorgen, profitieren auch Gebäudedienstleister und Service-Anbieter von den neuen Möglichkeiten im IoT. So kann beispielsweise automatisch erkannt werden, ob Kaffeemaschinen, Seifenspender oder Papiertuchspender leer sind und unnötige Kontrollgänge oder -fahrten vermieden werden.
  • Unterhaltungsbranche: Wie viele Menschen halten sich wo auf während eines Events? Die intelligente Überwachung von Drehkreuzen oder Infrarot-Sensoren macht dies möglich. Das ist nicht nur für die Einhaltung pandemiebedingter Restriktionen wichtig, sondern kann auch den Wert von Werbeplätzen einzuschätzen helfen. Weitere Anwendungen, die erst durch die Echtzeitauswertung von Spielzuständen möglich werden, sind beispielsweise das Gegeneinander-Spielen an Tischkicker- oder Airhockey-Automaten, ohne dass die Spieler:innen einander gegenüber stehen müssen.
  • Flugbranche und Transportwesen: Schon lange sind Flugzeuge so etwas wie fliegende Computer. Durch einheitliche Standards und indem auch Maschinen und Werkzeuge am Boden einbezogen werden, lassen sich weitere Effizienzverbesserungen bei der Wartung und der Abfertigung von Flugzeugen erzielen. Außerdem stellte Vodafone erst kürzlich einen teilautonomen Zug vor, der mit Hilfe von 5G auf einer Teststrecke unterwegs war.
  • Pharma- und Medizinbranche: Neben der automatisierten Patientenüberwachung aus der Ferne, die wichtige Vitalparameter fortlaufend überwacht und gegebenenfalls einen Alarm auslöst. können auch Medikamente und Impfstoffe bezüglich ihrer korrekten Lagertemperatur zentral überwacht werden.
  • Groß- und Einzelhandel: Wo früher noch händisch Bestände kontrolliert wurden, übernehmen heute intelligente Bestellsysteme die Regie. Unterschreitet ein bestimmter Vorrat an Lebensmitteln, Verbrauchsgütern oder Halbzeugen eine kritische Menge, wird auf Wunsch ohne weiteres Zutun eine Nachbestellung ausgelöst.
  • Energieversorgung: Sogenannte Smart Grids sind intelligente Stromnetze, die ihren jeweiligen Energiemix (beispielsweise fossile Energie, Windkraft, Solarstrom) an die Gegebenheiten anpassen und auf Basis von Wahrscheinlichkeiten und Erfahrungswerten bestimmte Energieträger aktivieren und (rechtzeitig) wieder herunterfahren. Die smarte Vernetzung solcher Anlagen ist mit entscheidend für das Gelingen der Energieeinsparziele.
  • Paketverfolgung: Schon heute wissen Verbraucher:innen bei so manchem Logistikunternehmen bis auf wenige Minuten vorher, wann ihr Paket eintreffen wird. Das geht jedoch ebenfalls nur, wenn der gesamte Sendungsverlauf vom Sender zum Empfänger mit smarter IoT-Technologie ausgestattet ist und alle Systeme nahtlos zusammenarbeiten.

Lesen Sie außerdem bei uns an anderer Stelle, wie weit Deutschland und die Welt schon beim Thema autonomes Fahren sind, wie IoT die Landwirtschaft unterstützt und welche Rolle das Thema künstliche Intelligenz im IoT-Umfeld spielt und demnächst spielen wird.

Quelle:

https://www.vodafone.de/business/featured/digitaler-ausblick/cebit-so-funktioniert-das-internet-of-things-4-praxisbeispiele/