Mehr Ladepunkte für mehr Elektromobilität

E-Autos boomen in Deutschland – die Zahl der Ladepunkte kommt nicht hinterher. Die Telekom treibt den Ausbau der Infrastruktur daher nun ebenfalls voran, mithilfe des Internet of Things.

Nach dem Start in der bayerischen Landeshauptstadt geht es über die A9 Richtung Nordosten, vorbei an Ingolstadt, Nürnberg und Bayreuth. Kurz vor dem Ziel dann der Wechsel auf die A38, bevor die bevölkerungsreichste Stadt Sachsens erreicht ist: 430 Kilometer ist die Strecke von München nach Leipzig lang – mit den meisten Benzinern oder Dieseln ließe sich die Strecke problemlos ohne Tankstopp zurücklegen, oft sogar inklusive Rückfahrt. Wer den Weg mit einem Elektroauto zurücklegt, kann davon nur träumen. Bislang schaffen nur wenige Modelle mehr als 400 Kilometer, ohne zurück an die Steckdose zu müssen.

Elektromobilität gilt als wichtiger Treiber für eine grünere Zukunft. Und in der Tat fahren immer mehr Menschen in Deutschland E-Auto, im Juli waren es laut Bundeswirtschaftsministerium erstmals mehr als eine Million. Die Kehrseite der zunehmenden E-Popularität: Es gibt nicht genug Ladepunkte. Zwar zählte die Bundesnetzagentur im September 2021 rund 47.000 öffentliche Ladestellen, bis 2030 sollen es laut Plänen der Bundesregierung dann eine Million sein. Zum Vergleich: Tankstellen gibt es dem Mineralölwirtschaftsverband zufolge kaum mehr als 14.000 in Deutschland. Allerdings zeigt die Fahrt von München nach Leipzig, dass E-Fahrzeuge auch mehr Nachladebedarf haben. Zumal der Ladevorgang selbst länger dauert als traditionelles Tanken. Deshalb sind neben öffentlichen ebenso private Ladestationen wichtig, um den Bedarf zu decken. Damit Elektroautos alltagstauglicher werden, steigt die Telekom nun in den Ausbau des Ladenetzes ein – mithilfe der eigenen Infrastruktur und starken Partnern. Auch das Internet of Things (IoT) spielt dabei eine wichtige Rolle.

MASTERPLAN FÜR EINE SMARTE LADEINFRASTRUKTUR

Die erste Ausbaumaßnahme der Telekom konzentriert sich indes auf ihre Kabelverzweiger. Sie sind vielen Menschen ein vertrautes Bild: Die grauen Kästen stehen an zahllosen Straßen in ganz Deutschland und sorgen dafür, dass Telefon und Internet in die Haushalte kommen. An diese Infrastruktur knüpfen die Telekom und ihr auf Ladestationen für Elektromobilität spezialisiertes Tochterunternehmen Comfort Change jetzt an: Sie verwandeln die Kästen in Ladepunkte für Elektro-Fahrzeuge, an denen sich jeweils zwei Autos mit Typ-2-Stecker laden lassen. Mit ihren 11 kW Leistung liefern die Stationen in einer Stunde genug Strom für eine Reichweite von 50 bis 75 Kilometern. Die großen Vorteile dieser Lösung: Neue Bauten sind nicht erforderlich, das Stadtbild verändert sich nicht und der Strom stammt aus nachhaltigen Quellen. Außerdem unterstützen die Ladesäulen sogenanntes Ad-hoc-Laden. Heißt: Auch wer keinen Vertrag mit einem Energie- oder E-Mobilitätsdienstleister geschlossen hat, kann hier sein Fahrzeug aufladen. Bezahlen können sie den gezapften Strom direkt bargeldlos, etwa via PayPal oder Kreditkarte.

Zusätzlich zu den aufgerüsteten Kabelverzweigern installiert die Telekom neue Schnellladesäulen: Mehrere Hundert sollen in den kommenden Jahren in der Bundesrepublik entstehen. Sie bieten eine Ladeleistung von 150 kW, wodurch eine Ladezeit von zehn Minuten einer fahrbaren Distanz von rund 100 Kilometern entspricht. Eine schnellere Lademöglichkeit gibt es in Deutschland derzeit nicht.

PRIVATE WALLBOXEN MIT IOT-UNTERSTÜTZUNG

Um die Ladeinfrastruktur auch im privaten Bereich auszubauen, arbeitet die Telekom außerdem mit dem Energiedienstleister Envision Digital zusammen. Das Unternehmen hat sich auf smarte Ladelösungen für E-Autos und nachhaltigen Strom spezialisiert. Envision Digitals All-in-one-Angebot „Charging by EnOS“ bietet Besitzern von Elektrofahrzeugen alles aus einer Hand: die Hardware in Form einer Wallbox, Software für deren Nutzung sowie die Auswertung von Verbrauchsdaten, die Installation durch Fachleute und einen Stromtarif mit 100 Prozent Ökostrom.

Die Telekom übernimmt hierbei nicht nur den technischen Vor-Ort-Check und die Installation der Ladeboxen bei den Kunden. Sie liefert auch die SIM-Karten und die Konnektivität. Denn die Geräte setzen auf modernste IoT-Technologie: Über ein IP-VPN (Virtual Private Network) der Telekom senden die Ladestationen Daten an die AIoT-Plattform (Artificial Intelligence of Things) EnOS von Envision Digital. Dort wertet eine künstliche Intelligenz die Informationen der Ladestation aus. Das System kann zum Beispiel Ladevorgänge anstoßen, wenn der Strompreis besonders niedrig ist, oder Strom frühzeitig einspeichern, wenn Überschüsse im Netz vorhanden sind. Solche Funktionen sind im Zuge der Energiewende wertvoll: Denn regenerative Energiequellen wie Wind oder Solar liefern nicht immer die gleiche Menge an Strom. Um Ausfälle oder Überlastungen des Stromnetzes zu vermeiden, ist vorausschauendes Energiemanagement von hoher Bedeutung. Sicherheits- und Softwareupdates lassen sich drahtlos über das Internet aufspielen, ein Techniker muss dafür nicht vor Ort sein. Das globale IoT-Netz von Envision Digital ist riesig: Insgesamt sind beinahe 70 Millionen Geräte an die AIoT-Plattform angeschlossen. Der Anbieter kann so eine umfassende Datenbasis auswerten und die Energie-Effizienz nachhaltig optimieren.

PRIVATE STROMTANKSTELLE FÜR FAMILIE UND FREUNDE

Den Kunden steht derweil die EnOS-Smartphone-App zur Verfügung. Damit lassen sich beispielsweise Ladevorgänge aus der Ferne autorisieren und einleiten, auch den aktuelle Ladezustand können die Anwender einsehen. Zudem lassen sich Freunde und Familienmitglieder zum Account hinzufügen, wenn sie die Ladebox ebenfalls nutzen wollen. Auf diese Weise entstehen private Stromtankstellen, die die öffentliche Ladeinfrastruktur ergänzen und entlasten können.

Das Angebot von Envision Digital und Telekom richtet sich dabei nicht nur an Privatpersonen: Logistik- und andere Unternehmen, Hausverwaltungen oder Hotels können die IoT-gestützten Ladeboxen in größeren Mengen ordern. Sie schlagen so zwei Fliegen mit einer Klappe: Auf der einen Seite bieten sie Anwohnern, Kunden, Geschäftspartnern und Angestellten die Möglichkeit, ihre E-Autos während ihres Aufenthaltes zu laden. Auf der anderen fördern sie die nachhaltigere Mobilität und unterstützen so den Klimaschutz. Das langfristige Ziel von Telekom und Envision Digital: eine flächendeckende Ladeinfrastruktur in Deutschland, die das Laden von Elektrofahrzeugen ähnlich schnell und komfortabel macht, wie die Menschen es von normalen Tankstellen gewohnt sind. Damit Fahrten wie die von München nach Leipzig und zurück nicht nur mit Verbrennern einfach zu bewältigen sind.

Quelle: https://iot.telekom.com/de/blog/mehr-ladepunkte-fuer-mehr-elektromobilitaet