New Work 2023: Definition und philosophische Grundlagen zur digitalen Arbeitswelt

„New Work“ steht für modernes, ortsunabhängiges und freieres Arbeiten: Das Schlagwort wurde im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und der dadurch befeuerten Digitalisierung oft zitiert. Doch was ist mit New Work eigentlich gemeint und woher kommt der Begriff? Hier lesen Sie mehr darüber.

Bereits seit 2020 ist Homeoffice – gewollt oder ungewollt – aus der Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Die Frage ist jedoch, wie modernes Arbeiten sich weiter entwickeln wird. Was bleibt davon übrig, was ändert sich? Wird sich der Trend zum vermehrten Homeoffice weiter halten können? Setzt sich das ortsunabhängige und flexible Arbeiten insgesamt durch (wo möglich)? Oder kehren viele Arbeitnehmer:innen aus unterschiedlichen Gründen am Ende doch wieder zum Alltag im Firmenbüro zurück?

 

New Work: Das steckt dahinter

Das ortsunabhängige und flexible Arbeiten hat sich mittlerweile in vielen Unternehmen durchgesetzt, wie repräsentative Zahlen der letzten Jahre belegen. Der Anteil der ausschließlichen oder überwiegenden Arbeit im Homeoffice betrug nach einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung Anfang des Jahres 2021 rund 24 Prozent. Dabei handelte es sich nicht nur um einen zeitweiligen Trend im Zuge der Covid-19-Pandemie. Stattdessen hat seitdem ein grundlegender Wandel stattgefunden, wie auch Zahlen von Mitte 2022 zeigen: Eine Erhebung von Avantarde Experts ergab, dass 42 Prozent der Befragten in ihren Unternehmen einen oder mehrere Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten können. 15 Prozent können ihren Arbeitsplatz sogar komplett flexibel wählen.

Der Begriff New Work (deutsch: „Neue Arbeit“) geht auf den Philosophen Frithjof Bergmann zurück und beschreibt als allgemeiner Begriff grundlegend neue Arbeitsformen in Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung. Dabei lösen sich klassische Hierarchien, Arbeitszeiten und -umfelder zugunsten flexibler und dezentral organisierter Arbeitsformen auf.

New Work beschreibt dabei allerdings kein konkretes Arbeitsmodell, sondern führt vielmehr unterschiedliche Konzepte zusammen: Freiheit, Eigenständigkeit, Inklusion sowie die Sinnhaftigkeit der Tätigkeit stehen dabei im Mittelpunkt. Das Verständnis von Arbeit soll dabei weniger der Sicherung der Existenz durch ein Einkommen, sondern der Selbstverwirklichung aufgrund der geleisteten Tätigkeit dienen.

Im Zusammenhang mit der Digitalisierung taucht im Zusammenhang mit New Work auch immer wieder der Begriff „Arbeit 4.0“ auf. Damit bezeichnet man hybride Arbeitsmodelle, die sich weniger nach Zeit und Ort richten, sondern flexible Formen der Organisation von Arbeit und Beschäftigung bieten. Diese neue Form der Arbeit benötigt auch die Einbindung neuer Technologien in etablierte Geschäftsprozesse: Dazu gehören unter anderem die Integration von Homeoffice-Arbeitsplätzen in Unternehmensnetzwerke, die Nutzung von Kommunikationslösungen im Rahmen von Unified Communication & Collaboration (UCC) und die Integration von künstlicher Intelligenz (KI).

Die Herausforderungen und Chancen von New Work sorgen schon seit Jahren für einen grundlegenden Wandel der Arbeitswelt: Während Start-up-Firmen meist schon von Beginn an auf Konzepte des New Work bauen, setzen sich dessen Prinzipien auch in etablierten Unternehmen mehr und mehr durch. Sie ermöglichen Geschäftsführung und Mitarbeiter:innen neue Formen der Arbeitsorganisation und Unternehmenskultur, die nicht nur für mehr Flexibilität, sondern auch für mehr Produktivität sorgen.

Die philosophische Grundlage für New Work nach Frithjof Bergmann

Schauen wir uns die Ursprünge des Begriffs „New Work“ nach Frithjof Bergmann und die dazugehörige New-Work-Philosophie einmal näher an.

Bergmann, Jahrgang 1930, gewann als 19jähriger einen Aufsatz-Wettbewerb, bei dem ein Studienjahr in Oregon in den USA ausgelobt worden war. Nach Ablauf dieses Jahres blieb er weiter in den Vereinigten Staaten. Bergmann nahm verschiedene Gelegenheitsjobs an, lebte zeitweise als Selbstversorger auf dem Land und schrieb Theaterstücke. Er studierte schließlich Philosophie an der Universität von Princeton, wo er in Philosophie promovierte. Bergmann übernahm Lehraufträge an verschiedenen Universitäten, darunter Princeton, Stanford, Chicago und Berkeley. Ab 1958 lehrte Frithjof Bergmann an der Universität von Michigan in Ann Arbor, wo der Philosoph auch heute noch lebt.

Der Zündfunke: Automatisierung in der Automobil-Industrie

Bergmann konnte in Chicago und in Michigan aus nächster Nähe beobachten, welche Folgen die zunehmende Automatisierung in den großen Automobil-Werken in der Region hatte. Eine massenhafte Zunahme der Arbeitslosigkeit und Menschen, deren Tätigkeiten am Fließband immer eintöniger und unbefriedigender wurden.

Eine seiner Ideen, die in diesen Beobachtungen wurzelte: Der Automobilkonzern General Motors sollte nicht etwa Arbeiter entlassen, die durch die Automatisierung überflüssig geworden waren. Stattdessen sollten alle Arbeiter bleiben, jedoch nur noch die Hälfte der Zeit arbeiten. Die freie Zeit könnten sie dann mit anderen Dingen füllen: Selbstverwirklichung und Selbstversorgung. Bei der Sinn-Suche und Selbstverwirklichung sollte das 1984 von Bergmann in Flint (Michigan) gegründete „Zentrum für Neue Arbeit“ die Arbeiter unterstützen.

Freiheit und Arbeit: New Work nach Bergmann

Seinen philosophischen Ansatz für eine neue Auffassung von Arbeit verbindet Frithjof Bergmann mit einer anderen Einordnung des Begriffs „Freiheit“. Er sagt, Freiheit müsse nicht nur die Freiheit sein, zwischen Alternativen zu entscheiden (Entscheidungsfreiheit). Wahre Freiheit müsse dagegen die Möglichkeit umfassen, frei zu handeln (Handlungsfreiheit). Dies sei eine echte Option für die Zukunft der Arbeit, da das herkömmliche System von Arbeit und Lohn am Ende sei. Bergmanns Argumentation basiert unter anderem auf dem Fakt, dass dieses System ohnehin nur so ist alt wie die Industrielle Revolution, also gut 200 Jahre. Auf dem Weg von einer Industriegesellschaft zu einer Wissensgesellschaft sei es Zeit für ein erneutes Umdenken.

Quelle:

https://www.vodafone.de/business/featured/digitale-vorreiter/experten/new-work-definition-und-philosophische-grundlagen-zur-digitalen-arbeitswelt/