Digital Factory Vorarlberg: Unternehmen trainieren für den Cyberernstfall

Cyberbedrohungen wie Datendiebstahl, Hackerangriffe oder Erpressung mittels Ransomware zählen mittlerweile zu den größten Geschäftsrisiken. Ein Ausfall von IT-Systemen kostet nicht nur viel Zeit, Geld, Reputation und Nerven, sondern kann auch zum Produktionsstillstand von Fabriken oder zum Ausfall von Infrastrukturen führen. Betroffen sind nicht nur große Unternehmen, Behörden oder andere Organisationen, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen geraten in das Visier von Hackergruppen. Darüber hinaus werden Cyberangriffe als Mittel zur Destabilisierung der Gesellschaft oder in der modernen Kriegsführung mit lebensbedrohlichen Konsequenzen eingesetzt, wie die jüngste Vergangenheit gezeigt hat.

Im Ernstfall geht alles sehr schnell. Innerhalb von wenigen Minuten werden mittels cyber- und informationsfokussierter Attacken Webseiten verändert, digitale Dienste und Systeme lahmgelegt, Daten gestohlen oder verschlüsselt, Maschinen beschädigt und der gesamte Geschäftsbetrieb zum Stillstand gebracht. Ein solches Szenario bildete die Grundlage einer speziellen Cybersicherheitsübung, die am 9. Juni 2022 an der Fachhochschule Vorarlberg (FHV – Vorarlberg University of Applied Sciences) in Dornbirn durchgeführt wurde. Anhand eines fiktiven, simulierten Unternehmensverbundes wurden kommunikative und technische Maßnahmen geschult. Beteiligt waren IT-Techniker:innen und IT-Manager:innen aus 18 Vorarlberger Unternehmen unterschiedlichster Größen und Branchen sowie aus öffentlichen Institutionen. In mehreren Cyber-Security-Teams wurden die Angriffe identifiziert und erfolgreiche Gegenmaßnahmen eingeleitet. Nach wenigen Stunden konnte der Normalbetrieb im simulierten Unternehmensverbund wieder hergestellt werden.

Trainin in einer der modernsten Simulationsumgebungen für IT-Sicherheit
Die Cybersicherheitsübung wurde von der Digital Factory Vorarlberg in Kooperation mit dem AIT Austrian Institute of Technology, der FHV und der Wirtschafts-Standort Vorarlberg (WISTO) im Rahmen des Digital Innovation Hubs West (DIH-West) durchgeführt. Als Übungsplattform wurde die „AIT Cyber Range“ verwendet, eine der modernsten IT-Simulationsumgebungen für Cybersicherheitsübungen.
In der „AIT Cyber Range“ werden IT-Infrastrukturen und Kommunikationsprozesse realitätsnah nachgebildet, die Erkennung und Abwehr von Cyberangriffen kann damit für kleine und große Unternehmen oder Organisationen, aber auch Produktionsanlagen oder kritischen Infrastrukturen trainiert werden. Dadurch können auch Extremsituationen und Ernstfälle simuliert werden, die z.B. in realen Produktionsumgebungen bzw. während des laufenden Betriebs eines Unternehmens aus Sicherheits- oder Kostengründen nicht möglich sind. So können Strukturen und Prozesse analysiert und Fehlerquellen eruiert werden. Die Auswirkungen der gesetzten Handlungen und Reaktionen können sicher und transparent nachvollzogen werden und als Grundlage für Prozessverbesserungen genutzt werden. Im Rahmen der Cybersicherheitsübung in Dornbirn wurde die „AIT Cyber Range“ zum ersten Mal auch speziell für die Schulung von kleinen und produzierenden Unternehmen eingesetzt.

Unternehmensüberbreifende Herausforderung
Cybersicherheit wird zunehmend eine unternehmensübergreifende Herausforderung. Die Angriffe von eigenständig oder staatlich organisierten Hackergruppen haben ein sehr hohes Niveau an Raffinesse und technischer Tiefe erreicht. Aufgrund der Komplexität von IT-Systemen und der für die Erkennung und Abwehr notwendigen Werkzeuge ist ein ausgiebiges Training für den Ernstfall unerlässlich. Dies ist insbesondere für kleine und mittlere Betriebe eine enorme Herausforderung. Die Digital Factory Vorarlberg und das AIT werden daher ihre gemeinsamen Aktivitäten im Bereich Cybersicherheit in Vorarlberg erweitern. Dazu zählt auch die Erweiterung der „AIT Cyber Range“ in Vorarlberg und die Entwicklung spezieller Szenarien vor allem für kleinere und produzierende Unternehmen.

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