Lagerhaltung der Zukunft: Der digitale Supermarkt kommt

Halbautonome Roboter und lernende Maschinen, ein eigenes 5G-Netz und innovatives Rechenzentrum: so könnte das Lagerhaus für einen vollautomatisierten Supermarkt aussehen. Der britische Online-Händler Ocado möchte die Zukunft des digitalen Einkaufs schon jetzt einläuten und mit seinem wegweisenden Service-Modell nach Europa expandieren. Wie sieht die Lagerhaltung der Zukunft aus? Welche Aufgaben können insgesamt von Maschinen erledigt werden? Ein Überblick.

Für den wöchentlichen Einkauf führt der Weg längst nicht mehr zwangsläufig in den Supermarkt: Fast jeder zweite Deutsche zeigt sich laut einer Studie offen für die Lebensmittelbeschaffung über das Internet. Während das E-Food-Geschäft hierzulande noch einen weiten Weg vor sich hat, hat der Geschäftszweig sich in Großbritannien bereits als ernst zu nehmender Markt etabliert. Seit der Jahrtausendwende setzt der Serviceanbieter Ocado eigene Maßstäbe für den E-Commerce – und die fangen in vollautomatisierten Lagerhäusern an.

Chaotische Lagerhaltung war gestern: Roboter als Lebensmittel-Profis

In karger Umgebung transportieren schweigsame Roboter und Förderbänder Waren durch die Lagerhalle. Jedes der rund 48.000 Produkte aus dem Sortiment des Online-Supermarktes hat seinen Platz, jeder Container seinen Barcode und jede Maschine ihren Befehl. Selbst das Zusammenpacken der Einkaufskörbe möchte das Unternehmen künftig vollständig flexiblen Roboterhänden überlassen: Sie sollen von der Birne bis zur Wurst Produkte jeder Form, Größe und Konsistenz ohne Beschädigungen für den Versand vorbereiten. Noch übernehmen Menschen das sogenannte Picking – wirken in diesem scheinbar magischen Zusammenspiel der Maschinen und Fließbänder aber schon jetzt wie Exoten. Und auch im Unsichtbaren überlässt der E-Food-Pionier das Lebensmittelmanagement durchweg außergewöhnlicher Technik.

Effizientes Lager dank Vernetzung

Die guten alten Hochregale, die beispielsweise Ikea zur Selbstabholung nutzt, haben bei Ocado ausgedient. Damit sich die halbautonomen Roboter nicht gegenseitig im Weg stehen, fahren sie unermüdlich ein Gittersystem in der Größe von mehreren tausend Quadratmetern ab. Kommuniziert wird über ein eigens entwickeltes 4G- und demnächst wohl 5G-Netz, das enormen Anforderungen gewachsen sein muss: Für die geringen Latenzzeiten und vor allem Menge der vernetzten Clients, die sich dazu auch noch ständig bewegen, brauchte es einige Spezialanpassungen.

 

In dieser Folge von Digitale Vorreiter:innen berichtet Ferdinand von Kalm, Head of Operations beim Lieferdienst Wolt, wie er und sein Team die Bedeutung ihres Unternehmens am deutschen Markt weiter ausbauen wollen. Zukünftig wollen Kalm und seine Kolleg:innen lokalen Konditoreien, Mode- und Elektroshops und vielen andere Branchen die Möglichkeit geben, ein wirtschaftliches Gegengewicht zum Branchenprimus Amazon zu sein. Kunden sollen beispielsweise innerhalb weniger Minuten Produkte nach Hause geliefert bekommen. Die Liefer-App Wolt entstand 2014 in Finnland. In Deutschland steht die sie seit dem Sommer 2020 zu Verfügung. Warum es für den Wolt-Deutschland-Chef wichtig ist, dass sowohl Restaurant, als auch Kunde und Kurier das Produkt gut finden, erzählt er in diesem Podcast mit Christoph Burseg.

Die wichtigsten Aufgaben im automatisierten Lager: Ausfallsicherheit und Effizienz

Von den Rechnern an den Einpackstationen bis hin zu den Anzeigegeräten sind alle technischen Komponenten der Lagerhalle in einem Kubermesh vernetzt, dessen eigens entwickeltes Tool Ocado als Open-Source-Software bereitstellt. Der offensichtlichste Vorteil dieser Cluster-Strategie liegt in der hohen Ausfallsicherheit: Selbst wenn eine Komponente lahmliegt, bleibt das System online und voll funktionsfähig. Das Ganze ist ein Puzzle aus hunderten Algorithmen und vernetzten Maschinen, die bis zu 8000 Container gleichzeitig über die kilometerlangen Bänder bewegen. Ohne Big Data, Cloud-Systeme, Sensoren und künstliche Intelligenz geht in diesem hochkomplexen Organisationskosmos nichts.

Seine Logistik-Software nutzt Ocado jedoch nicht nur für das eigene Geschäft, sondern bietet sie mit der Ocado Smart Platform auch als Dienstleistung für andere Supermärkte an – und möchte mit eben dieser nun auch die Lagerhäuser des europäischen Lebensmittelhandels fit für die Zukunft machen.

Die Dimension, in der Ocado seine Verteilzentren vernetzt, ließe sich sicherlich nicht von heute auf morgen adaptieren, könnte aber Vorbildcharakter haben und auch hierzulande den E-Commerce ankurbeln. Denn dass das Internet of Things über die Fertigungsindustrie hinaus für zahlreiche Geschäftsprozesse enormes Optimierungspotenzial birgt, zeigen bereits zahlreiche Unternehmensbeispiele.

Quelle:

https://www.vodafone.de/business/featured/digitaler-ausblick/logistik-der-zukunft/