Redundanz – Was ist das genau?

Was versteckt sich hinter dem Begriff/Thema – und worauf muss man achten, wenn über „Doppelung“, „Mehrfachabstützung“ oder „Backup“ geredet wird?
Leicht schafft man sich einen oder mehrere Flaschenhälse an anderer Stelle und die mehrfache Absicherung ist gar keine und kostet obendrein noch Geld.

Bei Wikipedia findet man folgende Definition zur technischen Sichtweise:
„Redundanz (von lateinisch redundare, überlaufen, sich reichlich ergießen) ist das zusätzliche Vorhandensein funktional gleicher oder vergleichbarer Ressourcen eines technischen Systems, wenn diese bei einem störungsfreien Betrieb im Normalfall nicht benötigt werden. Ressourcen können z. B. redundante Informationen, Baugruppen, komplette Geräte, Leitungen und Leistungsreserven sein. In der Regel dienen diese zusätzlichen Ressourcen zur Erhöhung der Ausfall-, Funktions- und Betriebssicherheit.“

Die wichtigsten Fragen sind an der Stelle immer:

  • Was genau wird gedoppelt?
  • Ist das gedoppelte Produkt/Leitung/Gerät exakt das gleiche oder geringfügig anders?
  • Steht beides parallel zur Verfügung (Loadbalancing möglich) oder nur im „Hot-Standby“ (Nutzung der Ersatzstrecke, nur wenn Erststrecke ausfällt – kann auch gewollt sein)
  • Wie werden diese zusammen geschaltet (oder führt alles zu einem „Einzelgerät“)?
  • Welche Rolle spielen Wartungsfenster bzw. Stromkreise, bzw. Notstromversorgung?

Hier einige Beispiele der wichtigsten Redundanzen aus der Telekommunikation:

1. LTE-Backup

LTE-Backup ist der Klassiker unter den einfachen Redundanzen – hier wir einfach eine Mobilfunkkarte mit einem DSL-As über einen Router zusammen geschaltet.
Vorteil ist hier der geringe Einstiegspreis und die variantenreiche Umsetzung der drei Komponenten LTE-SIM, DSL-As und Router.
Details seht ihr in unserem Hotspot-Beitrag Online statt Offline – BackUp-Lösungen via Mobilfunk.

Gegen Aufpreis sind feste IP-Adressen im LTE-Bereich möglich.
DSL wird nach Verfügbarkeit gewählt.
Der Router bekommt die Backup-Funktion direkt programmiert (siehe auch unseren Beitrag – Der Router: Von DSL-Modem bis SD-WAN).
Werden keine festen IP-Adressen benötigt, kann auch der Company Start mit Hybrid-Option eingesetzt werden (gleiche Funktionalität jedoch gesamtes Konstrukt mit Flatrate / nur wenn verfügbar).
Aber Achtung: LTE hat keinen QoS (Quality of Service), kann somit auch keinen Verkehr bevorrechtigen – es gibt für Vocie also keine Funktionsgarantie.

2. Redundanz-Bauweise Gold bei Business Premium Access (BPA)

Durch Schaltung eines zweiten Access-Anschluss (Remote-Device/RD – in gleicher Trasse) kann die Internet- und auch Voice-Verbindung bei Ausfall auf das 2. RD geschwenkt werden. Das geschieht im Telekom Backbone inkl. automatisches IP-Adressrouting. Beide Anschlüsse werden an getrennten BNG (Backbone) Wartungsfenstern angeschlossen. Der Kunde erhält 2 LAN-Schnittstellen, die er bei sich im selben LAN-Segment anschließen muss – am besten mit redundanter Firewall/Router. Preislich ähnlich als der Erstweg (es kommt ein Aufschlag und das 2. RD hinzu). Der 2. Weg ist nur im Hot-Standby nutzbar.
Details gibt es in unserem Hotspot Beitrag – Gesucht wird ein professioneller IP-Anschluss bis max. 10Gbit/s!

3. Redundanz-Bauweise Gold bei Ethernet Connect 2.0 (EthCo2.0)

Durch Schaltung eines zweiten Access-Anschlusses (Remote-Device/RD – in gleicher Trasse) und einer 2. Verbindung steht die gedoppelte Leistung parallel zur Verfügung und der Kunden kann beide im Loadbalancing-Verfahren auf sein LAN aufschalten. Bei Ausfall eines Access steht zu 100% die gedoppelte Verbindung zur Verfügung. Durch Verwendung interner LAN-IP-Adressen ist kein Routing öffentlicher Adressen im Internet notwendig. Beide Anschlüsse an beiden Seiten werden an getrennten BNG (Backbone) Wartungsfenstern (A+B) angeschlossen und fest verbindlich zugeordnet.
Der Kunde erhält an beiden Seiten 2 LAN-Schnittstellen. Preislich exakt das doppelte je nach gewählten Bandbreiten.
Details zum Produkt gibt es in unserem Hotspot Beitrag – Standortvernetzung einfach, sicher und leistungsstark.

4. Redundanzbauweise Platin (für EthCo2.0 und BPA)

Wünscht ein Kunde getrennte Trassenführung oder gar eine Zuführung über Richtfunk, kann die Variante Platin gewählt werden.
Hierbei ist die Produktausprägung und der monatliche Preis beim BPA und EthCo2.0 völlig identisch zur Goldbauweise.
Lediglich wird hier das 2. RD über eine getrennte Trasse geführt – natürlich ein ebenso getrenntes Wartungsfenster.
Die entstehenden Infrastrukturkosten für den getrennten Weg sind hoch (5-6 stellig), dafür schützt diese Variante vor einem „Bagger-Zugriff“

5. Carrier-Doppelanbindung / IT-Lösungen (Infrastructure)

Hierbei kann über zwei getrennte Produkte von verschiedenen Carriern, eine extrem gute Redundanz erreicht werden.
Es ist darauf zu achten, wie diese beiden Produkte zusammenpassen und wie ggf. eine IP-Adressen-Logik aussehen muss/kann.
Diverse Consulting-Leistungen runden die komplizierte Thematik ab.
Eine solche Leistung kann z.B. über einem Telekom Designed Service – Vertrag abgebildet werden.
Dabei sind auch IT-, Cloud- und RZ-Komponenten redundant integrierbar. Im Projektgeschäft lösbar.

6. Batterie-Pufferung (getrennte Stromkreise, USV – unterbrechungsfreie Stromversorgung, oder gar Generatoren z.B. bei Rechenzentren)

Ein Thema, das immer wieder vergessen wird, ist auch der Stromausfall. Man sollte bei mehreren Hardware-Komponenten wie Router, Firewalls oder Leitungsendgeräte (RD) immer an getrennte Stromzufuhr oder zumindest an eine Pufferung denken. Einfachster Weg ist z.B. bei LANCOM das Battery Pack.

7. Hardware-Doppelung (Router, Firewall, Rechner, Cloud)

Es gibt eine Vielzahl an Lösungen an Redundanten Komponenten. Normalerweise werden mit Loadbalancing die beiden Geräte angesteuert und geben ihrerseits die Datenpakete weiter. Fällt ein Gerät aus, so kann das andere den Verkehr vollständig übernehmen, wenn das Ganze auch so ausgelegt wurde. Aus Kostengründen kann man auch nur mit der halben Leistung im Störungsfall arbeiten.
Über das Virtual Router Redundancy Protocol (VRRP) ist ein Verfahren zur Steigerung der Verfügbarkeit wichtiger Gateways in lokalen Netzen entwickelt worden. Höherwertige Router können dieses Protokoll verarbeiten. Bei Firewall und im IT-Bereich gibt es auch entsprechende Software zur Steuerung von gedoppelten Systemen.

8. Voice-Redundanz mit Company Flex

Mit einem Company Flex lassen sich sowohl ankommende und abgehende Gespräche auf mehrere „Trunks“ (IP-Anschlüssen) verteilen. Durch ein entsprechendes „Call-Routing“ und der Verkehrssteuerung ist eine wunschgemäße Verteilung und Begrenzung möglich. Hierbei lassen sich DSL- und symmetrische Datenleitungen mischen.
Details findest du in unserem Hotspot-Beitrag – Neue Telekom Festnetz-Produkte mit einem Plus an Flexibilität und Leistungsfähigkeit.

9. TK-Anlagen Redundanz mit Cloud PBX und normaler TK-Anlage

Wünscht ein Kunde eine Doppelung seiner TK-Anlage, so kann über Company Flex ein Mischbetrieb von TK-Anlage und CPBX erreicht werden. Z.B. kann der Arbeitsplatz mit einem Telefon aus der TK-Anlage und zusätzlich mit einem PC-Client aus der CPBX ausgestattet werden. Ähnliches funktioniert auch mit Microsoft Teams Telefonie und einer herkömmlichen TK-Anlage. Es ist hier lediglich das Rufnummernmanagement zu bedenken und wie die Gespräche von A nach B geroutet werden. Im Falle der CPBX kann man einfach das „Mitklingeln“ der anderen TK-Anlagen-Nebenstelle konfigurieren. Dabei kann der Kunde auch mit der Magenta EINS Integration 5€ Mobilfunkkosten sparen (inkl. Doppeltes Datenvolumen).
Details findest du auch in unserem Hotspot-Beitrag – Neue Telekom Festnetz-Produkte mit einem Plus an Flexibilität und Leistungsfähigkeit.

https://www.epsilon-telecom.de/hub/redundanz-was-ist-das-genau