0900: Premium-Rufnummern und deren Abrechnungsmodelle im Überblick

Sie bieten Ihren Kund:innen eine hochwertige, qualifizierte Beratung am Telefon und möchten diesen Service unkompliziert abrechnen? Über sogenannte Servicenummern oder Mehrwertdienste mit der Rufnummer 0900 ist dies besonders einfach möglich.

Von der IT-Hotline bis zum Wochenend-Notfalldienst: Es gibt viele gute Gründe, Ihren Kund:innen hochwertige Premiumservices per Telefon anzubieten. Erbrachte Dienstleistungen können Sie umständlich per separatem Schreiben in Rechnung stellen – oder ganz bequem über die Telefonrechnung.

Der Gesetzgeber hat hierfür die sogenannten Mehrwertdienste als praktischen Bezahlweg ins Gesetz aufgenommen. Was darunter zu verstehen ist und wie Sie solche 0900er-Rufnummern auch für Ihr Business nutzen, erfahren Sie hier.

 

0900er-Nummern – was ist das?

Telefonnummern mit der Vorwahl 0900 sind in Deutschland als sogenannte Servicenummern, Premiumdienste oder Rufnummern für Mehrwertdienste bekannt. Der Begriff Mehrwert beschreibt, dass hier nicht nur die Dienstleistung des Gesprächsaufbaus durch die Telefongesellschaft abgerechnet wird, sondern auch noch ein zusätzlicher Dienst (sogenannter „Mehrwert“) des angerufenen Unternehmens .

Über solche Telefonnummern erreichen Sie beispielsweise Servicecenter von großen Unternehmen, Computer-Hotlines und andere kostenpflichtige Services sowie Verkehrsmeldungen und Wettervorhersagen.

Der Betreiber einer solchen 0900-Rufnummer rechnet seine Dienstleistung mithilfe der Telefongesellschaft direkt über die Telefonrechnung ab. Zu diesem Zweck kann er individuelle Gesprächsgebühren pro Anruf oder pro Minute festsetzen, die die Telefongesellschaften der Anrufer:innen dann für ihn einziehen und anteilig weiterleiten. Auch Mischformen aus Anruf- und zeitbasierten Tarifen sind hierbei möglich.

Auch Sie können eine solche Rufnummer für Ihr Unternehmen einrichten. Dabei müssen Sie allerdings einige Punkte beachten. Denn um Verbraucher:innen zu schützen, macht der Gesetzgeber genaue Vorgaben für 0900-Rufnummern:

  • Die jeweiligen Anrufkosten müssen Sie bei jeder einzelnen Erwähnung Ihrer Servicenummer transparent machen, beispielsweise im Internet auf Ihrer Firmenwebsite oder in Ihren Werbemitteln (Paragraph 66a Telekommunikationsgesetz). Üblicherweise nennen Sie hierzu den Anruf- oder Minutenpreis in Klammern hinter der eigentlichen Rufnummer.
  • Zu Beginn eines jeden Anrufes müssen Sie diesen Preis in Form einer automatischen Preisansage nennen. Die Ansage selbst muss kostenlos sein. Auch eventuelle Warteschleifen müssen gebührenfrei bleiben.
  • Sie dürfen bei einem Anruf nicht mehr als 3 Euro pro Minute erheben. Ausnahme: Rufnummern, die über eine zusätzliche Legitimation gegen unbeabsichtigtes Anrufen gesichert sind, beispielsweise in Form einer PIN.
  • Ein einzelner Anruf darf insgesamt nicht mehr als 30 Euro kosten.
  • Spätestens nach einer Stunde müssen Sie die Verbindung automatisch trennen.
  • Alle Anbieter von 0900-Rufnummern müssen sich bei der Bundesnetzagentur mit einer ladungsfähigen Anschrift registrieren.

 

Auch für die Telefongesellschaften gibt es bestimmte Rechtspflichten. So müssen Anrufer:innen ihrer Telefonrechnung in Form von Einzelverbindungsnachweisen entnehmen können, für welche Anrufe welche Kosten angefallen sind.

Vorläufer der heutigen 0900er-Nummern waren in Deutschland die Rufnummern mit der Vorwahl 0190. Diese Rufnummern werden heute nicht mehr genutzt, da es in der Vergangenheit zu Missbrauchsfällen kam. Verbraucher:innen wurden beispielsweise Opfer sogenannter Internet-Dialer, die ohne Wissen der Nutzer:innen teure minutenbasierte Internet-Einwahlen auf Computern und Modems installierten.

Heutige 0900-Rufnummern sind durch die Neuaufstellung und die oben genannten Mechanismen gegen Missbrauch geschützt und daher allgemein als Mehrwertdienst-Rufnummern akzeptiert. Zugleich ist die Systematik international bekannt, denn auch in anderen Ländern gibt es 0800- und 0900-Rufnummern, beispielsweise in den USA. Daher können Sie eine solche Rufnummer auch für Ihr eigenes Unternehmen problemlos nutzen und dabei von den Vorteilen der unkomplizierten Abrechnung profitieren.

 

0900er-Rufnummern selbst schalten: So generieren Sie Einnahmen mit Mehrwertdiensten

Mehrwertdienste bieten Ihnen viele Vorteile. Beispielsweise übernimmt Ihre Telefongesellschaft, über die Sie Ihre 0900-Rufnummer buchen, sowie die jeweiligen Telefongesellschaften Ihrer Anrufer:innen das komplette Clearing für Sie.

Sie müssen also nicht erst bei allen Anrufer:innen eine separate Identitäts- oder Bonitätsprüfung durchführen und können trotzdem die Vorteile des digitalen Zahlungsverkehrs nutzen.

Erster Ansprechpartner für eine 0900-Mehrwertnummer ist Ihre Telefongesellschaft. Haben Sie sich für ein Produkt und eine Tarifierung entschieden, folgt die Anmeldung bei der Bundesnetzagentur. Auf deren Internetseiten finden Sie auch eine Übersicht aller bereits vergebenen 0900-Servicenummern.

Die eigentliche Anmeldung nehmen Sie dort per Fax oder Post vor. Hierbei müssen Sie sich mit einer Kopie Ihres Personalausweises oder Reisepasses legitimieren. Juristische Personen wie Personengesellschaften und GbR registrieren sich alternativ mit einem Handelsregisterauszug.

Nach Prüfung und Zuteilung durch die Bundesnetzagentur folgt das Freischalten der 0900-Nummer. Dabei richtet Ihre Telefongesellschaft die entsprechende 0900-Rufnummer für Sie ein und routet diese beispielsweise zu Ihrem Kundencenter.

Beachten Sie: 0900-Servicenummern sind ausschließlich für eingehende Anrufe nutzbar und damit nicht für die Outbound-Telefonie. Für ausgehende Anrufe müssen Sie also andere Rufnummern in Ihrer Telefonanlage einrichten. Für die VoIP-Telefonie müssen Sie diese entsprechend in Ihren SIP-Trunks hinterlegen.

0900er-Vorwahl: Die Unterschiede zwischen 09001, 09003, 09005 & 09009

Innerhalb des Rufnummernbereiches 0900 gibt es noch einmal unterschiedliche Rufnummerngassen, die sich über die jeweils fünfte Ziffer unterscheiden.

0900-1: Für Faxabruf und Informationsdienste

Rufnummern mit der Ziffer 1 an der fünften Stelle sind für Faxabrufdienste und Informationsdienste vorbehalten. Sie werden daher häufig von IT-Dienstleistern genutzt, aber auch für Rechtsberatung, Kundensupport sowie Visa-Kontaktstellen von Botschaften. Auch viele moderne KI-gestützte Hotlines arbeiten mit diesen Rufnummern.

0900-3: Für Faxabruf und Unterhaltung

Rufnummern mit der Ziffer 3 an der fünften Stelle sind ebenfalls für Faxabrufdienste vorgesehen, aber darüber hinaus auch für Unterhaltungsangebote.

0900-5: Nur für Unterhaltungsdienste

Rufnummern mit einer Ziffer 5 an der fünften Stelle sind üblicherweise für sogenannte Sonstige Dienstleistungen wie Erwachsenenunterhaltung vorbehalten.

0900-9: Für Dialer (Modem-Dienste)

Die Endziffer 9 ist für automatisierte technische Dienstleistungen wie Modem-Einwahlservices in das Internet gedacht. Hier entfällt somit in der Regel auch eine Bandansage mit Preisinformationen, da die Einwahl rein maschinell ohne Gesprächsaufbau erfolgt.

Anders als bei Rufnummern mit der Vorwahl 0180 gibt die fünfte Ziffer bei 0900-Nummern keinen Aufschluss über die gewählte Tarifierung. Alle 0900-Rufnummern aller genannten Rufnummerngassen können Sie beliebig im Rahmen der oben genannten gesetzlichen Vorgaben tarifieren.

Individuelle Durchwahlen

Nach der fünfstelligen Inhaltekennung aus 0900 und der jeweiligen Endziffer folgt in der Regel die sechsstellige Rufnummer. Durch die Vergabe sogenannter Nachwahlstellen für die Durchwahl zu einzelnen Telefonanschlüssen können Sie es Ihren Anrufern auch ermöglichen, beispielsweise den Anschluss bestimmter Hotline-Mitarbeiter direkt anzuwählen.

Rechtliche Aspekte bei 0900er-Nummern

Alle Mehrwertdienste unterliegen der Aufsicht der Bundesnetzagentur. Der Gesetzgeber macht darüber hinaus im Telekommunikationsgesetz (TKG) technische und administrative Vorgaben zu Einrichtung und Betrieb der 0900-Rufnummern.

Einzelheiten dazu finden Sie auf den Webseiten der Bundesnetzagentur sowie im Teil 3 des TKG und hier insbesondere in den Paragraphen 62 bis 69. Zu den Details berät Sie Ihre Telefongesellschaft, über die Sie Ihre 0900-Servicenummer betreiben.

Die Vorteile von 0900er-Servicenummern auf einen Blick

  • Mit einer 0900-Rufnummer sparen Sie den zusätzlichen Rechnungslauf für die Abrechnung Ihrer telefonisch erbrachten Dienstleistung.
  • Eine Bonitäts- oder Identitätsprüfung ist nicht notwendig. Denn diese erfolgt bereits durch das abrechnende Telekommunikationsunternehmen bei Abschluss eines Telefonvertrages.
  • Für Ihre Kund:innen entfällt der Aufwand, ein Kundenkonto einzurichten, bevor sie Ihre kostenpflichtigen Dienstleistungen nutzen können.
  • Ihre Ausschüttung als Inhaber der Rufnummer liegt pro eingehenden Anruf bei bis zu 3 Euro pro Minute oder 10 Euro pro Gespräch – je nach gewähltem Tarif.
  • Durch vorherige Preisansage und anschließenden Einzelverbindungsnachweis haben Ihre Kund:innen volle Kostentransparenz über die von Ihnen erbrachte Dienstleistung.

Quelle:

https://www.vodafone.de/business/featured/digitales-business/digitaler-arbeitsplatz/0900-premium-rufnummern-und-deren-abrechnungsmodelle-im-ueberblick/